2019 Leidenschaft pur

Konzert und Lesung - Leidenschaft pur in Musik und Wort
Robert Schumann, Clara Wieck , Johannes Brahms

Leidenschaft pur

 Claudia van Huet und Aurélien Montanari
Fotos Albrecht Minges

Erfahrungen eines Zuhörers


Wie kam es dazu, dass jeder, aber auch jeder Zuhörer nach dieser Vorstellung bewegt nach Hause ging? Was war passiert? Was war der Auslöser? Ein unterhaltsamer Abend sollte es für mich werden mit einem interessanten Titel "Leidenschaft pur in Musik und Wort", Lesung mit klassischer Musik. Unvorbereitet wie ich nun mal war, wollte ich einen kurzweiligen Abend erleben.
Sicher, ich kenne einige Kompositionen von Brahms und Schumann. Jeder Mensch kennt Schumann´s "Träumerei" oder Brahm´s "Wiegenlied", ob er will oder nicht. Aber wirklich vorbereitet hatte ich mich nicht.  
Eine Mithörerin kannte Schumanns sämtliche Kompositionen. Wow! Sie war auf den Abend gespannt, ohne Neues zu erwarten. Was sollte schon kommen?
Am Ende der Vorstellung konnte sie eine Träne nicht unterdrücken.
Die Träne, die auch ich nicht bei mir aufhalten konnte.

Es geht los

Eingangs der Lesung war ich äußerst interessiert an der Beziehung der drei Protagonisten Vater Wieck, Clara Wieck und Robert Schumann. Als Vater konnte ich sofort nachvollziehen, dass Vater Wieck mit aller Macht die Beziehung von Robert Schumann zu seiner minderjährigen Tochter unterbinden wollte. Mit dieser Einschätzung lag ich aber daneben. Es ging hier weniger um die Fürsorge seiner Tochter, sondern eher darum, dass Vater Wieck sein "Meisterwerk" nicht durch eine Liebesbeziehung zu Schumann aufgeben wollte. Die Karriere seiner Tochter, in jungen Jahren schon zur Konzertpianistin gereift, sah er gefährdet. Also, sein Lebenswerk. Eine mehrjährige Trennung der beiden Liebenden konnte , trotz der permanenten, beziehungszerstörenden Einflüsse des Vaters auf Clara, die aufblühende Beziehung nicht stoppen. Im Gegenteil, ich hatte durch den vorgelesenen Briefwechsel ebenfalls den Eindruck gewonnen, dass für diese Liebe gekämpft werden muß, die mehr war als ein bloßes Verlangen. Eine Beziehung geprägt von tiefer menschlicher Zuneigung, Achtung und Verständnis füreinander.

Was war an dieser Geschichte für mich so emotional tief berührend? Es war die Art und Weise wie diese Geschichte präsentiert wurde. Claudia las aus den Original-Briefen der beiden Liebenden vor und Aurélien spielte die Kompositionen von Schumann und Wieck, sorgfältig und mit Bedacht von den beiden Vortragenden ausgesucht, passend zu den jeweiligen Gefühlszuständen von Clara und Robert. Das war das Bewegende. Durch die vorgelesenen Briefe erlebte ich auch indirekt die Gefühlswelten von Vater Wieck mit. Anfangs identifiziert mit den Sorgen und Nöten des Vaters, überfiel mich später ein Anflug von Schadenfreude ob des Tobsuchtsanfalls des despotischen Tyrannen, als er erfuhr, dass die beiden immer noch regen brieflichen Kontakt pflegten. Das geschieht ihm recht, ging es mir durch den Kopf. Ich drückte Clara und Robert sinnbildlich die Daumen. Kampfbereit rückte ich meinen Stuhl zurecht.

Eine Stecknadel hätte man fallen hören können

Gefesselt durch die Authentizität der Briefe, vorgetragen mit der einfühlsamen, klaren Stimme Claudias, erstanden in mir lebende Bilder der Clara Wieck, die mal virtuos spielend am Flügel saß, mal angsterfüllt im Kerzenschimmer der Nacht mit zittriger Hand, ihrer Sehnsucht folgend, einen Brief schrieb, mit der Absicht, ihrem geliebten Robert eine Botschaft Ihrer Liebe zukommen zu lassen. Während der empathisch vorgetragenen Rezitation von Claudia warf sie Aurélien einen Blick zu. Er spielte dann mit all seiner Virtuosität Stücke der Kreisleriana, Schumanns Komposition. Für einen Augenblick entspannt, lehnte ich mich zurück, um den Klängen des Klaviers zu lauschen. Fast unbemerkt wurde ich wieder zum Spielball meiner Gefühle, hinabgezogen in die Tiefen meiner Seele. Die Schwingungen meines Körpers wurden nicht durch die Schallwellen der angeschlagenen Seiten des Klaviers hervorgerufen, meisterhaft von Aurélien gespielt, der mit diesem Stück in seinem Abschlussexamen brillierte, sondern durch die Intensität der Komposition die auch nach 200 Jahren ihre Wirkung nicht verfehlte.
Getragen von einer "romantischen" Liebe mit all ihrem Sehnen und Wirrungen.
Fast magisch

Pause

Respekt

Alle Zuhörer haben sich beim Pausen-Wein entspannt. Ungewöhnlich lang war die Pause, aber zwingend erforderlich. 
Ich hatte noch nicht erwähnt, dass Clara und Robert heirateten. Ausgelöst durch einen Gerichtsstreit, renkte der Vater ein und willigte in die Hochzeit ein.
"Wir hatten gewonnen"

Brahms erscheint auf der Bühne

Ich verkürze den zweiten Teil der Veranstaltung bewusst, um Ihnen die Spannung bei der erneuten Aufführung nicht zu nehmen.
Nicht im Entferntesten dachte ich daran, dass sich nach dem ersten, sehr bewegenden Teil, noch etwas Gravierendes ereignen könnte. Weit gefehlt. Die Briefe zwischen Clara Schumann (Wieck), Robert Schumann und Johannes Brahms eröffneten uns ein weiteres Kapitel voller emotionaler Spannung, die dem ersten Teil in nichts, aber auch in gar nichts nachstand. 

Wie Sie wissen ist Brahms durch die Beziehung zu Clara Wieck in den Olymp der Komponisten aufgestiegen. So sagt man.
Warum?

Bereiten Sie sich nicht vor, lassen Sie sich bitte mitnehmen auf eine spannungsgeladene Reise in die Welt der Komponisten, der Vortragenden und in Ihr tief, innenliegendes Universum.

Das Ende naht

Das Ende der Veranstaltung war genial. Den Überraschungseffekt behalte ich für mich. Kommen Sie einfach zur nächsten Veranstaltung von Claudia und Aurélien.

Einen herzlichen Dank an die Lesende und den Spielenden.

Ein einmaliger Abend den jeden Zuhörer auf seinen weiteren Lebensweg begleiten wird.
Ich liebe jetzt meine Träne im Auge, die ich angesichts dieser stimmungsvollen Veranstaltung vergossen habe und sie wurde seitdem nicht mehr weggewischt. Eine Träne fürs Leben und für die Liebe.

Geschafft

Die Dramaturgie der Vorstellung fesselte den Zuhörer bis zur letzten Sekunde.
Der enthusiastische Applaus löste die Spannung auf.
Einfühlsam aber konsequent wurden die Gäste bis an ihre Grenzen geführt, ohne sie zu überschreiten.
Wie sensibel muss man sein, um das Leben der drei Komponisten durch Lesung der Briefe in den Köpfen und Herzen der Zuhörer aufleben zu lassen?
Zusätzlich entwickelte sich das virtuose Klavierspiel zu einem riesigen Verstärker der Emotionen des Zuhörers. Ein kongeniale Ergänzung.
Das auf das Wesentliche reduzierte Bühnenbild, ergänzte das Konzert und die Lesung auf einfühlsame Weise.

Ein Erlebnis der besonderen Art

Die Wirkung blieb nicht aus

Selten habe ich einen solch eindrucksvollen Abend erlebt, der einen so großen Nachhall erzeugte.

Ich hoffe, dass wir noch weitere Vorstellungen von den Lebenswerken einiger Komponisten und Komponistinnen im atelier29 hören werden.

Claudia van Huet
Aurélien Montanari

Das Geheimnis eines Augenblicks

Leidenschaft pur in Musik und Wort

Einzigartig
Ein magischer Moment
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